Beginn der Sommerzeit. Seit dem frühen Morgen Schneeregen. Gestern noch liefen manche Kinder barfuß, heute ist keines in Sicht. Gegen 10 Uhr taucht eine kleine Gestalt im Matschanzug auf, springt über das Flatterband in den nassen Sandkasten. Sommer-Winter-Frühling, unser Zeitgefühl ist spätestens jetzt völlig durcheinander geraten.
Seit gestern Abend wissen wir, dass die strengen Kontaktregeln bundesweit bis zum 20. April gelten werden – noch drei Wochen also, gefühlt eine Ewigkeit. Frauke fand in der Süddeutschen Zeitung die wöchentliche Kolumne von Carolin Emcke, der erste Beitrag handelt vom veränderten Zeitgefühl und einem langen Spaziergang durchs menschenleere Kreuzberg.
Der angekündigte LeNa-Solidaritätsfonds ist da! Solidargemeinschaften, die tragen, sind gerade besonders wichtig – familiäre, freundschaftliche, gesellschaftliche, rechtlich zwingende und freiwillige, die meisten von uns können sich auf mehrere stützen. Bei LeNa gibt es nun eine weitere Möglichkeit zum Geben und Nehmen, beides ist anonym. Die Abwicklung läuft über zwei externe Treuhänder, ab sofort und erst mal bis August 2020.
Zeit, das Schreiben des Lüneburger Oberbürgermeisters Ulrich Mädge zu lesen, das gestern an alle Haushalte verteilt wurde. Die Stadt will die gegenseitige Hilfe koordinieren, hat ein Nachbarschaftstelefon eingerichtet.
Ein fauler Sonntag. Schlafen, Backen, Lesen. Nachmittags klart es auf.
Ulla
Stimmen – Beiträge – Interviews
Uwe
Eine unserer Nachbarinnen ist eine erfahrene Mitspielerin beim Improvisationstheater. Das Impro-Prinzip hat sie jetzt übertragen auf ein herrliches Mitmachspiel in Worten: Sie hat eine Geschichte begonnen, und wer immer will, setzt diese nun fort mit einem eigenen kreativen Satz. Das entwickelt sich sehr wild und lustig! Alles begann mit dem Klopapier-Hamstern im Rathaus, dann kamen Kängurus und Fledermäuse ins Spiel, und inzwischen ist sogar schon die Oberbürgermeisterin Ulrike Mädchen (!) im Einsatz! Auch für Kinder und Jugendliche geeignet.
Eine Kostprobe
Grete
Ich gehöre zu den Älteren bei LeNa. In diesen Tagen wird es mir bewusst.
Kein Homeoffice (unter ergonomisch ungünstigen Bedingungen), kein Job, der im Büro oder sonst wo im Schichtbetrieb weitergehen muss, keine kleinen Kinder, die ohne Schule und KiTa bei Laune zu halten sind, keine riesigen Anforderungen an Krisenmanagement.
Da sind die eigenen Kinder, die längst weit weg ihrer Wege gehen und jetzt ungewöhnlich oft anrufen. Wie wunderbar. Aber sie sagen (wirklich nur im Scherz?) Dinge wie: “Atme mal tief ein ……und wieder aus.” Sie scheinen besorgt zu sein. Gehöre ich tatsächlich schon zur Risikogruppe?
Und sie fragen, ob ich mich langweile. Aber nein. All die Mails bei LeNa, die Gespräche über die Balkone, im Garten. Träumte ich nicht von unverplanter Zeit? Nun ist sie da und schafft Raum zum Mir-meiner-selbst-bewusst-Sein. Dazu gehört die Frage, ob ich so lebe, wie es mir entspricht.
Eine junge Mitbewohnerin mit zwei Kindern, Homeoffice und angeschlagener Gesundheit fragte mich, wie es mir ginge, ob ich mich – weil ja nicht mehr berufstätig – isoliert fühle. Dieses aufrichtige Interesse trotz ihrer schwierigen Situation, dies Denken über den eigenen Tellerrand hinaus, hat mich sooo gerührt.
Ich wünsche allen Menschen eine solche Gemeinschaft, deren Wert jetzt nochmal deutlicher wird.
Ja, ich lebe genauso, wie ich es möchte.