„Abstand!“ – Gestern Abend vorm Singen eine neue Szene: unsere Kleinsten erinnern sich gegenseitig an die Abstandsregeln. Eine Gruppe von Eltern und anderen LeNas hatte diese am Vortag nochmals besprochen und Ideen entwickelt, um den Kindern zu helfen sich daran zu erinnern.
Wir beobachten dabei in unserer Community im Kleinen, was sich in den vergangenen Wochen im Großen vollzogen hat: Einsichtig verabreden wir weitere Einschränkungen der Bewegungsfreiheit. Und wir markieren die erhöhte Warnstufe: Die Sandkuhle umgibt jetzt ein Flatterband. Das soll die Kinder daran erinnern, sich beim Spielen nicht zu nahe kommen. Und es dürfen immer nur vier Kinder zurzeit im Sand sein. Auch heute erinnern sich die Kinder fleißig gegenseitig: „Sophie, du musst noch warten, es sind schon vier drin“ – Sophie (4) kehrt um und wartet.
Ein Erfolg – irgendwie mit bitterem Beigeschmack.
Einige Eltern wie Helena und Andi haben heute die Osterferien ausgerufen, in anderen Haushalten wird noch weiter gelehrt und gelernt.
In der kleinen Justizvollzugsanstalt schräg gegenüber von LeNa, so scheint es, ist der Freigang zur Arbeit offenbar eingeschränkt. Wir sehen die Inhaftierten, nicht nur am Wochenende, öfter im Garten.
Frauke
Stimmen – Beiträge – Interviews
Maries Motivationsspruch:
The best things in life are free
Joachim
Gut 10 Tage ist es jetzt her, dass drei Kinder mitgeholfen haben im Brockwinkler Weg einen Zettel mit Hilfsangebot in die Briefkästen zu stecken. Darin steht, dass sich Personen der Risikogruppen an uns wenden können, wenn sie Unterstützung bei Einkäufen benötigen.
Bisher hat sich noch niemand gemeldet.
Es sind immer noch viele Ältere unterwegs und auch in den Geschäften bei ihren täglichen Besorgungen zu sehen.
Ist es der Wunsch nach Unabhängigkeit – oder Scheu, fremde Hilfe anzunehmen?
Helena
Auch Helena macht mit den beiden Kindern Schule. Dies ist für sie sehr ungewohnt, da normalerweise ihr Mann Andi halbtags arbeitet und daher mehr vom Schulalltag mitbekommt als sie. Morgens um 9 Uhr fängt sie an. Erstklässler Matti ist noch voller Lerneifer und fordert „Gib mir Aufgaben!“. Justus hingegen, der die 7. Klasse des Gymnasiums besucht, hat in der Schule längst die Freude am Lernen verloren. Für Helena, die parallel noch Home office machen muss, eine ziemliche Herausforderung.
Von der Grundschule kam außer einem Brief der Direktorin nichts, keine Anweisung oder Anregung, was die Kinder tun sollen. Matti fragte noch nach und durfte immerhin seine Fibel mit nach Hause nehmen. Justus‘ Fachlehrer schickten zum Teil Aufgaben, z.B. Vokabeln wiederholen in Englisch und Latein. Helena besteht darauf, daß Justus die Zeit zum Lücken füllen nutzt – also 2 Matheaufgaben am Tag, um das Prozentrechnen zu beschleunigen. Auch wenn es ihr innerlich widerstrebt, da sie lieber eine andere Art von Schule hätte, möchte sie ihre Kinder darin unterstützen, in der jetzigen Schule klarzukommen. Bei dem Siebenjährigen fällt ihr das leichter, denn er zeigt Begeisterung und übt das Schreiben von Buchstaben, auch wenn es ihm schwer fällt und er am liebsten nur Matheaufgaben hätte. Erfolgserlebnisse stärken alle und auch darum bemüht sich die Mutter – auf die Erfolge hinzuweisen.
Nach zwei Stunden Lernen sind die beiden Schüler und die Lehrerin, die nebenher noch ihre Mails checkt und sich mit leidigem digitalen Kram befasst, ziemlich erschöpft. Um 11 Uhr ist große Pause, mindestens eine Stunde. Dort gehen sie nach Draußen, am liebsten Fahrrad fahren. Einmal auch schon ein Eis kaufen – nicht beim Italiener, sondern im Supermarkt – denn eine Fahrradtour mit Ziel ist noch schöner. Justus lernt später noch eine Stunde weiter, drei Stunden insgesamt, das reicht. Vater Andi, der sich normalerweise um die Hausaufgaben der Söhne kümmert, ging es nach einem Vormittag Hausunterricht ähnlich. Vor seinem „ersten Tag als Lehrer“ war er ziemlich aufgeregt.
Andere Lernerlebnisse sucht sich Justus selbst – so hat er schon zwei Kuchen gebacken für die Familie und einmal das Lieblingsgericht von seinem Bruder gekocht. Das freut die ganze Familie und der Erfolg kann gleich gemeinsam aufgegessen werden. Andere Dinge fehlen wie der Sport und der Austausch mit Freunden. So verschlingt Justus gerade Bücher und ist frustriert, wenn der Computer wegen zu hoher Auslastung der Netze keine Runde Fortnite durchhält – auch weil die Chatfunktion während des Spiel ein bisschen Austausch mit Schulfreunden zulässt.
Heute Nacht will Helena mit Matti im Garten schlafen – zum Beginn der Ferien zu Hause ist das ein tolles Abenteuer auf dem eigenen Grundstück. Der Sternenhimmel ist gerade so schön, und auch dort gibt es viel zu lernen, denn den Polarstern werden sie bestimmt entdecken.